Kreisfachberatung einst und jetzt
Wie sich unsere Gärten im Lauf der letzten Jahrzehnte gewandelt haben, so hat sich auch der Aufgabenbereich des Kreisfachberaters diesem Wandel angepasst – deshalb ist ein Rückblick aufschlussreich und interessant zugleich.
Aus dem Arbeitstagebuch des früheren Kreisgartenbau-Inspektors Walter Riess (1961 – 1971) geht hervor, dass sein Vorstellungsbesuch bei den Gartenbauvereinsvorständen vor den Besuchen bei den Bürgermeistern stattgefunden hat. Viele Einträge weisen auf die Hauptaufgabe, die Beratungstätigkeit hin (z.B. eine Hofverschönerung in Gronsdorf), auf den Unterricht in der Landwirtschafts-Schule (z.B. Eröffnung des Winterkurses) oder die Suche nach einem geeigneten Obstgarten für den Schnittkurs (in Englschalking) oder auf die Abstimmung beim Pflanzenschutz mit dem Baumwart in Neubiberg.
Es gibt Aufzeichnungen über Gespräche mit dem Bürgermeister von Ismaning wegen Fragen des Feldgemüsebaus oder das Abholen von Reisern für einen Veredelungskurs in Ottobrunn, Haar und Oberschleißheim, eine ganze Reihe von Spritzversuchen (zur Schädlingsbekämpfung) in den Gärten von Gartenbauvereinsmitgliedern sowie Hinweise zu vielen Vorträgen bei den Vereinen. Interessant ist auch ein Eintrag für einen Adventsbindekurs in Feldkirchen oder Anmerkungen zu einem Veredelungskurs für Rosen in Pasing.
Zu dieser Zeit gibt es eine Teilnahme der Gemeinden Hohenbrunn und Aying am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ (Juli 1963) und den Blumenschmuckwettbewerb im Landkreis (Juli 1962); bei der Bewertungsfahrt nimmt der damalige Baudirektor höchstpersönlich teil. Ein paar Jahre später kommen Aufgaben des Naturschutzes hinzu (z.B. Bewertung des Eichenbestandes in Maria Eich in Planegg, Unterschutzstellung von ortsbildprägenden Buchen in Hohenbrunn u.a.) oder die Teilnahme in der Prüfungskommision bei der Gehilfenprüfung (im städt. Schulgarten, Sept.1967).
In Veränderung hierzu stehen die Aufgaben der Kreisfachberater Helmut Kühne (1969 – 1980), Jürgen Kuhlmann (1972 – 2004) und Jürgen Mirwaldt
(1980 – 2006). Die Beratung der Gemeinden bei den Grünflächen wird intensiviert (z.B. bei Sportanlagen, öffentlichen Grünflächen, Friedhöfen u.a.). Die Themen der Vorträge ändern sich wie
„Wohngärten heute“ in Kirchheim (mit 120 Teilnehmern, Febr. 1970), „schöne Gärten in Licht und Farbe“ beim VDK in Lohhof oder „Gartenpflege –leicht gemacht“ in der VHS Planegg.
Der Siedlungsdruck auf das Umland wächst und als Konsequenz werden in den Gemeinden mehr und mehr Bebauungspläne mit entsprechender Grünordnung aufgestellt. Auf die Festsetzungen wird seitens
der Fachberatung Einfluss genommen (z.B. werden geeignete Baum- und Straucharten, Pflanzgrößen, Ortsrandeingrünungen, Straßenbegleitgrün u.a. vorgegeben) Bei den Bauanträgen sind
Baumbestands- und Freiflächengestaltungspläne einzureichen, die von der Kreisfachberatung zu prüfen sind.
Die Landkreisbauten werden erneuert (z.B. KFZ-Zulassungsstelle Grasbrunn) oder erheblich umgebaut (z.B. die Kreiskrankenhäuser Pasing und Perlach). Auch die beiden Sonderschulen werden
ständig modernisiert und erweitert. Ein Naturerlebniszentrum für den Kreisjugendring München-Land wird in Pullach seiner Bestimmung übergeben (Sept. 2000).
All das zieht eine stärkere
Grünflächenpflege nach sich, die den Kreisfachberatern übertragen wird. In diesem Zusammenhang sind Pläne zu zeichnen, Kosten zu ermitteln und Ausschreibungen zu erstellen. Danach sind
die Anlagen unter der fachlichen Leitung des Fachberaters zu erstellen.
Nachdem 1972 der damalige Landrat Dr. Joachim Gillessen den Vorsitz im „Verein zur Sicherstellung überörtlicher Erholungsgebiete in den Landkreisen um München e.V.“ übernimmt, werden die Erholungsgebiete mit den Badeseen angesichts wachsender Freizeit zum „Aushängeschild“ für eine attraktive Naherholung im Landkreis. Seit Jahren werden diese Erholungsgebiete weiter Stück für Stück ergänzt und ausgebaut unter besonderer Förderung durch Herrn Landrat Heiner Janik.
Der gesamte Unterhalt dieser Grünflächen wird mit großem Einsatz vom Kreisfachberater wahrgenommen; dazu kommt noch der Ausbau der Radwege, welche die vom Verein gestalteten Erholungsgebiete miteinander verbinden.
In den letzten Jahren konnte die Ausstellungs-und Beratungsarbeit weiter verstärkt werden (z.B. eine Wanderausstellung „Naturnaher Garten“, verschiedene Fachthemen zum „Münchner Erntedank“, den „Tag der offenen Gartentür“, einen sehr beachteten Beratungsstand bei der BUGA 2005 u.v.a.).
Jürgen Mirwaldt